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Jahresbericht 2005

1. Träger der Stiftung

Die Stiftung ist ein Gemeinschaftswerk der parlamentarischen Gruppe für Tierversuchsfragen (Öffentlichkeit), der Interpharma (Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz mit den heutigen Mitgliedern Novartis Pharma AG, F. Hoffmann-La Roche AG, Serono SA und den assoziierten Mitgliedern Actelion Ltd., Cilag AG, Vifor AG) und des Fonds für versuchstierfreie Forschung (Tierschutz). Sie wurde am 18. August 1987 ins Handelsregister eingetragen.

Die Mittel für die Unterstützung der Forschung stammen im wesentlichen vom Bundesamt für Veterinärwesen und von der Interpharma.

2. Zweck der Stiftung

Die Stiftung Forschung 3R bezweckt, die Forschung auf dem Gebiet der Alternativmethoden zu Tierversuchen durch Finanzierung von Forschungsprojekten zu fördern. Sie unterstützt vordringlich Projekte zur Erforschung neuer Methoden oder zur Weiterentwicklung bekannter Methoden (Validierung von Methoden), welche im Sinne der 3 R (Reduce, Refine, Replace / Vermindern, Verbessern, Vermeiden) gegenüber der heutigen Tierversuchspraxis praktisch anwendbare Verbesserungen versprechen.

Projekte aus einem weiten Problemkreis werden unterstützt, sofern sie erfolgversprechende Ansätze zeigen, um zu einer Verminderung der Tiere in Tierversuchen oder auch nur der Belastung der Tiere zu führen. Insofern kommen Projekte, die auf den 3R Grundsätzen basieren, aus einem bio-medizinisch multidisziplinären Umfeld in Frage.

3. Geschäftstätigkeit 2005

Der Stiftungsrat trat im 19. Geschäftsjahr zweimal, zu je einer halbtägigen Sitzung im April und Dezember, zusammen. Dabei wurden neben den statutarischen Geschäften zum Jahresabschluss 2004 folgende Sachgeschäfte behandelt.

An 11 laufende Projekte wurden die Forschungsbeiträge für das Jahr 2005 zugesichert. Dazu wurden 5 neue Projekte genehmigt. Weitere 12 Gesuche wurden abgelehnt. Der Stiftungsrat nahm im Übrigen von der Schlussevaluation des Expertenausschusses betreffend 7 Projekte Kenntnis, die in den Vorjahren abgeschlossen worden waren. Im Hinblick auf den 5th World Congress on Alternatives and Animal Use in the Life Sciences in Berlin wurde beschlossen, den Aufwand für die Kongressteilnahme von fünf Personen zu übernehmen, welche ein von der Stiftung Forschung 3R unterstütztes Projekt präsentierten. Ferner wurde grundsätzlich beschlossen, der nicht mehr aktuellen Broschüre aus dem Jahre 1987, eine neue Broschüre folgen zu lassen, um die Problematik und Ziele des 3R-Prinzips allgemeinverständlich darzustellen. Schliesslich konnte der Stiftungsrat vom Ergebnis einer Umfrage bei den ehemaligen und heutigen Projektleitern zur Evaluation der Tätigkeit der Stiftung Kenntnis nehmen. Im Rahmen der Umfrage wurden beinahe 40 Publikationen nachgemeldet, welche sich direkt oder indirekt auf ein von der Stiftung unterstütztes Projekt bezogen.

Der Expertenausschuss hat sich im Verlaufe des Jahres, unterstützt durch den wissenschaftlichen Berater, an zwei Sitzungen vor allem mit der Prüfung von neuen Beitragsgesuchen und der Nachevaluation abgeschlossener Projekte befasst. An dieser Stelle sei diese anspruchsvolle, unentgeltliche Arbeit der Experten bestens verdankt.

Der wissenschaftliche Berater war für die Herausgabe der 3R-Info-Bulletins (als Faltblatt und auf der Internet site www.forschung3r.ch), für die Redaktion der wissenschaftlichen Kurzberichte in englischer Sprache zur Präsentation der unterstützten Projekte und für die inhaltliche Aktualisierung der Internet site der Stiftung verantwortlich. Weiter hat er das Internet-Lernprogramm „3R Trainings-Kurs“ fertig gestellt und erste Erfahrungen mit dessen praktischer Nutzung durch interessierte Auszubildende gemacht. Ein erheblicher Einsatz galt ferner der Beratung von Gesuchstellern und Projektleitern, dem Einholen der Zwischenberichte, der Evaluation von Projektskizzen sowie der Bearbeitung von Anfragen und Erläuterung von Absagen. Schliesslich vertrat er die Stiftung an mehreren Fachtagungen im In- und Ausland, namentlich am 5th World Congress on Alternatives and Animal Use in the Life Sciences in Berlin und an der Jahrestagung der European Consensus Platform for 3R Alternatives to Animal Experimentation (http://ecopa.vub.ac.be) in Brüssel.

4. Unterstützte Aktivitäten

Übersicht über Zahl der Gesuche und Projektgenehmigungen

In diesem Jahr wurden 7 Projekte (56/97, 67/99, 70/99, 77/01, 78/01, 81/02, 83/02) abgeschlossen. Zusammen mit den bereits in den Vorjahren abgeschlossenen Projekten (1-5/87, 6-15/88, 16/89, 17-20/90, 21-24/91, 25-42/92, 43-44/95, 45-55/96, 57-62/97, 64/97, 65/98, 66/99, 68-69/99, 71-75/00, 76/01, 79/01) sind damit 80 von 99 Projekten abgeschlossen.

5th World Congress on Alternatives and Animal Use in the Life Sciences in Berlin

Die Stiftung unterstützte den Kongress indirekt, indem sie die Kongressteilnahme von fünf Personen finanzierte, welche ein von der Stiftung Forschung 3R unterstütztes Projekt in 5 Vorträgen und 4 Posters präsentierten.

Der 3 ½ Tage dauernde Kongress (11. – 15. August in Berlin) zog 850 Teilnehmer aus 46 Ländern an; er erreichte damit eine hohe Beachtung. Die behandelten Themen waren sehr weit gespannt. Schwerpunktthemen bildeten die Erkennung von Schmerz bei Versuchstieren (Anästhesie und Analgesie) und die Einführung von nicht invasiven Methoden im Tierversuch. Präsentationen über nicht invasive Methoden umfassten die Anwendung von MRI (Strukturen), PET (Metabolismus) oder Doppler in verschiedenartigen Experimenten. Diese Methoden führen meistens zu einer Reduktion der Anzahl Tiere pro Versuch (longitudinal Studien), oft aber auch zu einer Verminderung der Belastung der Tiere im Versuch.. Die Kurzformel 3R = verbesserte Aussagekraft und Wissenschaftlichkeit der Tierversuche, und damit auch das alte Prinzip, je besser die Mechanismen bekannt sind, umso eher kann ein Tierversuch ersetzt werden, wurden generell bestätigt.

3R Trainings-Kurs

Die Stiftung stellt unter http://3R-training.tierversuch.ch für die persönliche fachliche Weiterbildung von Personen, welche Tierversuche durchführen oder leiten, auf dem Internet das Lernprogramm „3R Trainings-Kurs“ in Deutsch und Englisch zur Verfügung. Mit Hilfe von Texten, Bildern, Links und Dokumenten können Interessierte sich in der Thematik Ersatz von Tierversuchen informieren.

Der Ausbildungskurs ist von der Vereinigung der Kantonstierärzte als Weiterbildungskurs im Sinne der Verordnung des Bundesamtes für Veterinärwesen vom 12. Oktober 1998 über die Aus- und Weiterbildung des Fachpersonals für Tierversuche (SR 455.171.2) anerkannt worden. Im vergangenen Jahr wurde die Ausbildungsmöglichkeit erst zögerlich genutzt. Immerhin konnten neun Bestätigungen über die erfolgreich bestandene „Online-Prüfung“ ausgestellt werden.

5. Personelles

Im Dezember wurde der Expertenausschuss durch die Wahl von Herrn Prof. Dr. med. vet. Thomas Lutz vom Institut für Veterinärphysiologie der Universität Zürich erweitert.

6. 3R-Info-Bulletin

Im Jahre 2005 wurden wiederum drei neue 3R INFO-BULLETINS in einer Auflage von je rund 1000 Exemplaren herausgegeben. Die Bulletins werden auch auf der Internetsite der Stiftung veröffentlicht. Mit ihrer anschaulichen Berichterstattung über erfolgreiche Projekte erweisen sich die Bulletins als ein geschätztes Aushängeschild für die Tätigkeit der Stiftung.

Bisher wurden die folgenden 3R-INFO-BULLETINS auf Englisch herausgegeben:

Nr.DatumThema
1Juni 1994Die Stiftung stellt sich vor
2September 1994In vitro Produktion von monoklonalen Antikörpern
3Dezember 1994Prof. Gerhard Zbinden und 3R in der Toxikologie, Nachruf
4April 1995Arzneimittelprüfung mit in vitro Methoden; Verwendung menschlicher Leberzellen und Gewebebanken
5August 1995Menschliche, rekombinante Antikörper
6September 1995Ausschreibung des aktuellen Schwerpunktprogrammes
7März 1996Die Bedeutung der 3"R" nach Russel & Burch, 1959
8August 1996Zellkulturmodell für die Prüfung von Verdauungsvorgängen
9Oktober 1996Fischzellkulturen in der Oekotoxikologie
10August 199710 Jahre Stiftung Forschung 3R
11März 1999Immunisierung von Labortieren
12September 1999Leishmaniasis: Entwicklung eines in vitro Tests für Medikamenten screening
13Januar 2000Identifizierung von neurotoxischen Chemikalien in Zellkulturen
14Mai 2000Transgene Protozoen als Alternative zu transgenen Tieren
15September 2000Aggregats-Hirnzellkulturen: Untersuchung von Schäden im Zusammenhang mit Hirnschlägen
16Januar 2001Käfiggestaltung und Haltungsbedingungen beeinflussen stereotypische Verhaltensweisen bei mongolischen Rennmäusen
17Mai 2001Fiebermessen im Reagenzglas, ein Pyrogentest mit menschlichen Zellen
18September 2001Vermeidung von unerwünschten Nebenwirkungen bei der Impfstoffprüfung am Schwein
19Januar 2002Charakterisierung des Phänotyps und Abschätzung der Auswirkungen auf das Wohlbefinden von transgenen Mäusen
20Mai 2002Nachweis von Nager-Viren in biologischen Proben ohne Versuchstiere
21September 2002Identifikation von neuen Markern für die Hautreizungsprüfung auf rekon-struierter menschlicher Haut
22Januar 2003Auswirkungen abwechslungsreicher ausgestatteter Käfige (Enrichment) für Mäuse auf die Variabilität der Versuchsdaten
23Mai 2003Simulation von Schädigungen durch Schlaganfall in menschlichen Nervenzell-Kulturen
24September 2003Entwicklung von Parasiten Zysten in Gewebekulturen anstatt lebenden Tieren
25Januar 2004Studium der Entstehung neuer Blutgefässe im Herz in Gewebekulturen
26Mai 2004Immunzellen in der Leber: Herstellung und Verwendung von Kupffer-Zelllinien von der Maus
27September 2004Silikon-Membrane anstatt lebendes Tier für blutsaugende Zecken
28Januar 2005Knochenmetabolismus- und Knochenbiomaterial-Interaktionen können ex vivo untersucht werden
29Mai 2005Computer gestützte Abschätzung von (unerwünschten) Veränderungen, welche durch Arzneimittel oder Chemikalien verursacht werden können
30September 2005Verbesserungen an den Haltungsbedingungen beeinflussen nicht die Standardisierung im Experiment
31Januar 2006Verbesserung der Schmerztherapie bei der Labormaus

7. Finanzielles

Für Forschungsbeiträge wurden im Jahre 2005 rund Fr. 540 600.- aufgewendet. Projektbegleitung und Information, darunter Fr. 13 000.- für die Weiterbearbeitung des Internet-Lernprogrammes 3R, erforderten einen Aufwand von rund Fr. 115 800.-. Der Verwaltungsaufwand belief sich auf Fr. 62 600.-. Somit resultiert ein Gesamtaufwand von rund Fr. 719 000.-. Der Forschungsaufwand für die laufenden Projekte (Fr. 522 200.-) liegt um rund Fr. 173 200.- unter dem Budget (Fr. 695 400.-). Dieser Minderbedarf resultiert hauptsächlich deshalb, weil für drei Projekte je rund Fr. 40 000.- weniger abgerufen wurden, als vorgesehen und wegen Verzögerungen bei den Schlussberichten der 5% Rückbehalt (Fr. 46 800.- im Budget) nur für ein Projekt ausbezahlt werden konnte. Für die Unterstützung von fünf Kongressteilnahmen in Berlin wurden Fr. 12 500.- aufgewendet und ein Beitragsgesuch für Verbrauchsmaterial in einem Projekt wurde ausnahmsweise mit Fr. 18 400.- honoriert. Der betriebliche Aufwand für Projektbegleitung, Information und Verwaltung liegt mit insgesamt rund Fr. 166 000.- um Fr. 19 000.- unter dem budgetierten Betrag (Fr. 185 000.-). Diese Differenz entstand deshalb, weil sowohl für die Weiterbearbeitung des Internet Lernprogrammes 3R als auch die Verwaltung im Rahmen des Budgets weniger aufgewendet wurde.

Auf der Einnahmenseite bildet das paritätische finanzielle Engagement von Bund und Interpharma die Grundlage für die Tätigkeit der Stiftung. Bund und Interpharma stellten der Stiftung je Fr. 445 000.- zur Verfügung.

Den Gesamteinnahmen von rund Fr. 899 200.- (Bund und Interpharma Fr. 890 000.-, Bankzinsertrag Fr. 2 400.-, Beitragsrückerstattung Fr. 5 900.-, 3R-Training Prüfungsgebühren Fr. 900.-) steht der Gesamtaufwand von Fr. 719 000.- gegenüber. Per Saldo ergibt dies einen Einnahmenüberschuss von rund Fr. 180 200.-. Der Posten nicht verbrauchte Beiträge erhöht sich dadurch von rund Fr. 577 000.- per Ende 2004 auf nun Fr. 757 200.-.

Das Budget 2006 sieht für laufende Projekte rund Fr. 656 000.- und für die Unterstützung neuer Projekte maximal Fr. 600 000.- vor.

Übersicht über die Beiträge 1987 - 2005

Bis Ende 2005 wurden Projekte und andere Unterstützungen mit einem Gesamtbudget von Fr. 13 813 475.90 genehmigt. Die daran bisher ausgerichteten Beiträge erreichen Fr. 12 625 954.05. Bund und Interpharma stellten der Stiftung seit 1987 Fr. 15 158 000.- zur Verfügung.

10-Jahres-Übersicht

8. Jahresrechnung

Erfolgsrechnung 2005Aufwand Ertrag
Einnahmen
Beiträge Bund 445 000.00
Beiträge Interpharma 445 000.00
                    
Beiträge an Stiftung 890 000.00
 
Kapitalertrag 2 374.88
Rückerstattung von Forschungsbeiträgen 5 930.85
Übriger Ertrag 900.00
                    
Gesamteinnahmen 899 205.73

Ausgaben
Forschungsbeiträge u. Unterstützung540 636.00
Projektbegleitung u. Information115 758.59
Verwaltungsaufwand62 577.41
                   
Gesamtausgaben718 972.00
 
Einnahmenüberschuss180 233.73 
                    
 899 205.73 
 
Bilanz per 31. Dezember 2005AktivenPassiven
Aktiven
Flüssige Mittel 774 302.89
Andere Forderungen 831.20
Aktive Rechnungsabgrenzung 891.00

Passiven
Passive Rechnungsabgrenzung  17 778.30
Nicht verbrauchte Beiträge
  Vortrag 1. 1. 2005577 013.06
  Einnahmenüberschuss180 233.73 757 246.79
Stiftungskapital  1 000.00
                                    
776 025.09  776 025.09

Eventualverbindlichkeiten
Genehmigte, noch nicht ausbezahlte Forschungsbeiträge  Fr. 1 187 521.85.

Münsingen, den 21. März 2006

STIFTUNG FORSCHUNG 3R
Der Präsident: sig. Dr. Hugo Wick
Der Aktuar: sig. E. Diener

9. Bericht der Kontrollstelle an den Stiftungsrat

Als Kontrollstelle haben wir die Buchführung und die Jahresrechnung (Bilanz, Betriebsrechnung) der Stiftung Forschung 3R für das am 31. Dezember 2005 abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft.

Für die Jahresrechnung ist der Stiftungsrat verantwortlich, während unsere Aufgabe darin besteht, diese zu prüfen und zu beurteilen. Wir bestätigen, dass wir die Anforderungen hinsichtlich Befähigung und Unabhängigkeit erfüllen.

Unsere Prüfung erfolgte nach den Grundsätzen des schweizerischen Berufsstandes, wonach eine Prüfung so zu planen und durchzuführen ist, dass wesentliche Fehlaussagen in der Jahresrechnung mit angemessener Sicherheit erkannt werden. Wir prüften die Posten und Angaben der Jahresrechnung mittels Analysen und Erhebungen auf der Basis von Stichproben. Ferner beurteilten wir die Anwendung der massgebenden Rechnungslegungsgrundsätze, die wesentlichen Bewertungsentscheide sowie die Darstellung der Jahresrechnung als Ganzes. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine ausreichende Grundlage für unser Urteil bildet.

Gemäss unserer Beurteilung entsprechen die Buchführung und die Jahresrechnung dem schweizerischen Gesetz, der Stiftungsurkunde und dem Reglement.

Wir empfehlen, die vorliegende Jahresrechnung zu genehmigen.

Gümligen-Bern, 21. März 2006

KPMG Fides Peat
sig. Martin Hirsiger
sig. ppa Ursula Waber, Prüfungsleiterin